Die Reihe für musikalische Literatur und literarische Musik des Du-o HapCiu

Not afraid - Robert Lax heute

Einer der großen Einzelgänger der amerikanischen Literatur: Robert Lax, geboren am 30. November 1915, vestarb er am 26. September 2000. Er wirkte als Mentor und Inspirationsquell für so bedeutende Autoren wie Thomas Merton, Jack Kerouac, William Maxwell und viele weitere. Anders als die bekannteren literarischen Köpfe seiner Generation, arbeitete er sich nicht ab an der Rebellion gegen den amerikanischen Lebensstil, sondern widmete sich ganz und gar der Frage, wie ein authentisches Leben sowohl als Künstler, wie auch spiritueller Sucher gelingen kann. Diese, seine Lebensaufgabe nannte er "pure act." Konsequenter Weise verbrachte er die zweite Hälfte seiner Lebenszeit als Einsiedler auf der griechischen Insel Patmos.

In seinen Gedichten ist uns dieser stille Mensch ganz nah, der sich alle Zeit der Welt nahm, um sich und der Natur Antworten auf die existentiellsten Fragen abzulauschen. Aroa Sorin, Viola und Norbert Michael, Stimme, erschaffen aus Robert Lax' Gedichten ein faszinierendes Klanggewebe, durchscheinend, reissfest, aber auch mit Löchern, Durchblicken an den entscheidenden Stellen. Freuen Sie sich auf einen Abend von stiller Weite und klangerfüllter Tiefe.

Berg im Wind 

Petrarca: Die Besteigung des Mont Ventoux.

Das 14. Jh gilt den Historikern als Inkubationszeit des Humanismus. Ausgehend von Italien gelangte der Gedanke, den Menschen als Individuum mit kommunizierbaren Empfindungen und freiem Entscheidungswillen zu sehen, in ganz Europa in Umlauf. Schriftsteller wie Dante, Petrarca und Boccaccio trugen mit ihren Werken ganz wesentlich zu diesem neuen Menschenbild bei. Und Petrarcas Bericht seiner Besteigung des Mont Ventoux bringt diese Idee wie unter einem Brennglas auf den Punkt. Lassen Sie uns diesen Text zum Anlass nehmen, nach den eigenen Empfindungen zu forschen und sie unterscheiden zu lernen von Emotionen und Gedanken, die vielleicht durch diese Empfindungen erst ausgelöst werden. Wir fragen also nach der Quelle. Und wir schauen, ob sich diese Empfindungen beim Hören von Musik von Mensch zu Mensch unterscheiden oder ob es Ähnlichkeiten, Gemeinsamkeiten gibt. Dazu haben wir einen Fragebogen für Sie vorbereitet, der Ihnen helfen soll, Empfindungen im Moment des Hörens zu konkretisieren, zu notieren und anschliessend zu vergleichen. 

Kompositionen von Francesco Landini (ca. 1335 - 1397) und Abdulkadir Maragi (ca. 1353 - 1435)

Zu Petrarca: 1304, Arezzo - 1374, Arqua (bei Padua) •Wiederentdeckt die Briefe Ciceros und findet darin wesentliche Inspiration für seine eigene literarische Entwicklung. Die Sprache der Sonette Petrarcas wird zur Mustervorlage des neuzeitlichen Italienisch, wie es Pietro Bembo im 16. Jh codifiziert.

•Petrarcas Brief an die Nachwelt, der letzte der „Seniles" ist die erste Autobiographie seit Augustinus.

•„Non al suo amante" Jacopo da Bologna, Madrigal ca 1345, einzige Vertonung eines Sonetts zu Lebzeiten Petrarcas.

•„Per seguir la sperança" Landinis einzige erhaltene Vertonung eines Petrarca zugeschriebenen Texts, der Bezug nimmt auf den Torspruch des Infernos in Dantes Göttlicher Kommödie: „Lass alle Hoffnung fahren."

Satie Dada-di 

Er schrieb die schmalzigsten Gedichte, die das Paris des fin de siecle ertragen konnte: José María Vicente Ferrer Francisco de Paola Patricio Manuel Contamine de Latour - und beflügelte so den größten pariser Exzentriker in Person des genialen Barpianisten und Komponisten Erik Satie. Dieser inspirierte seinerseits die Zeitgenossen Claude Debussy und Marice Ravel, mehr aber noch seine späten Enkel im Geiste: John Cage, Steve Reich, Philip Glass ... und Du-o HapCiu. Die Musiker des Du-o HapCiu, Aroa Sorin und Norbert Michael, sind musikalische Brückenbauer zwischen Zeiten und Welten. Orientalische Kunstmusik begegnet da ganz nonchalant freitonaler Improvisation oder schmelzender Melodienseligkeit.

Catriona

- eine schottische Räuberpistole auf Beethoverns Nachttisch?

Volksliedbearbeitungen für Violine, Cello, Klavier und Stimme von L. v. Beethoven, WoO 152-8, erschienen 1810-1820, Bearbeitungen schottischer Volkslieder für Violine, Cello, Klavier und Stimme von Joseph Haydn, Hob.XXXIa, erschienen 1792-95, sowie Auszüge aus Catriona von R.L. Stevenson. Handlungszeit 1751, verfasst 1892

 

Moldawische Nachtigal im goldenen Käfig

Istanbul, 1688. Dimitrie Cantemir, ein 15-jähriger Prinz aus Moldawien wird als Geisel des Sultans in der Metropole am Bosporus abgeliefert. Sein Leben im goldenen Käfig nutzt er für ausgiebige Musikstudien bei den angesehensten Meistern. Er ist bald ein beliebter Gastmusiker bei den zahlreichen Konzerten in den Häusern der hohen Beamten und Würdenträger der Stadt. Schliesslich verfasst er ein bis heute hochgeschätztes Kompendium der osmanischen Musiktheorie. Dazu entwickelt er eine arabische Notenschrift und bewahrt so einen immensen Schatz an osmanischer Instrumentalmusik des 16. und 17. Jahrhunderts für die Nachwelt. Du-o HapCiu bringt die Musik aus Cantemirs Handschrift neu zum Klingen und stellt ihr die ebenso spannende Vokalmusik seiner Zeitgenossen gegenüber. Erzählte Einschübe machen das abenteuerliche Leben Cantemirs in Istanbul lebendig.

Dein Lächeln - Ein Vogelschwarm in mir

E.E. Cummings - Rumi/Coleman Barks

Die Musiker des Du-o HapCiu, Aroa Sorin und Norbert Michael, sind musikalische Brückenbauer zwischen Zeiten und Welten. Orientalische Kunstmusik begegnet da ganz nonchalant freitonaler Improvisation oder schmelzender Melodienseligkeit. Sie feiern mit diesem Programm eine klingende Hommage an zwei Dichterrebellen, die 700 Jahre trennen, die aber in ihrem Denken und Wirken verbunden sind durch ihr gemeinsames, alles beherrschendes Thema: Liebe.

E.E. Cummings experimentierte seit 1917 mit Form, Interpunktion, Schreibweise und Syntax so leicht, spielerisch und sinnlich, dass er heute als der Avantgardist der Liebeslyrik gilt. Als er 1962 starb, war er nach Robert Frost der am meisten gelesene Dichter der Vereinigten Staaten.

Rumi begann um 1244, seinen Schülern feurige Liebesgedichte zu diktieren und riskierte durch die unangepasste Schilderung seiner göttlichen Erfahrung sein Leben. Als Rumi 1273 starb, sollen sich nicht nur seine muslimischen Anhänger um das Totenlager versammelt haben, sondern auch jüdische und christliche Gelehrte und Künstler, die seinen erleuchteten Geist priesen und das Feuer göttlicher Liebe, das sie durch ihn erfahren hatten.

1403 - Die Reise nach Samarkand

Samarkand! Schon der Name ist Verheissung und sein Klang erweckt Tagträume und Sehnsüchte. Mittagshitze, flirrendes Licht, das unglaubliche Blau der keramikverkleideten Moscheen und Medresen, der betörende Duft von Bergen reifer Früchte, der Lärm im Bazar ... und drinnen Stille. Dann der Klang von Flöte und Tamburin, Gesang in einer längst vergessenen Sprache. Am 21. Mai 1403 stach Ruy Gonzales de Clavijo mit seinen Gefolgsleuten in Cadiz in See. Er war kein Abenteurer, sondern Diplomat seiner katholischen Majestät, des Königs Heinrich III von Kastilien und Leon. Und sein Auftrag war von weltpolitischer Tragweite: "Bewege Timur, den Grosskhan im fernen Samarkand dazu, sich mit uns zu verbünden gegen Bayazid, den Sultan der Osmanen, der uns erneut bedroht." Am 8. September 1404 wurde er in Samarkand von Timur empfangen. Er blieb drei Monate. Als er drei Jahre später schliesslich wieder zuhause in Spanien ankam, hatte sich sein Auftrag erledigt, denn Timur war tot und sein Reich zerfiel. Aber der gescheiterte Diplomat brachte einen Reisebericht mit, dessen aufmerksame und ungewöhnlich detailgenaue Schilderungen das westeuropäische Bild vom märchenhaften Samarkand bis ins 19. Jh hinein prägen sollten.

Was Clavijo in den drei Monaten seines Aufenthalts in Samarkand erlebte und für die Nachwelt niederschrieb, kontrastiert das Du-o HapCiu mit der Musik von Timurs Hofkomponisten Abdulkadir Maragi. Ihn hatte der Nomadenfürst bei einem seiner grausamen Feldzüge in die Residenzstadt Samarkand verschleppt, wie tausende andere mit ihm. Er, der aus dem persischen Teil Azerbaijans stammte und in Bagdad eine hohe Stellung innehatte, sollte die prunksüchtigen Feste in Timurs zahllosen Palästen mit den raffinierten Klängen der Musik Persiens verzaubern. Clavijo erwähnt Musik in seinem Reisebericht nur am Rande. Ob und wie sich Maragi und Clavijo begegnet sind, was sie sich zu sagen hatten, bleibt allein unserer Imaginationskraft überlassen. Auf nach Samarkand! 

 

 

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